Führung

Während wir davon ausgehen, dass sich die Bedürfnisse eines Hundes auf Nahrung, Spiel, Spaziergänge und die ihm entgegengebrachte Liebe beschränken, befindet sich der Hund neben uns häufig in genau derselben Situation wie wir selbst.
Er trägt von Geburt an eine individuelle Fähigkeit in sich, die Gruppe, in der er lebt, zu ergänzen und zu stärken. Durch das Herausgerissen sein aus diesen natürlichen Verbünden, verschwinden viele unserer Haushunde mit ihren Fähigkeiten und Kompetenzen hinter Störungen, die sie wie Masken vor sich hertragen.
So werden Hunde, die zwar keine Entscheidungsträger in einem Rudel wären, aber die Fähigkeit zu handlungsfähigen Verteidigungs- und Wachposten haben, neben uns zu Dauerkläffern, Angstbeißern und Wesen mit keinem oder übersteigertem Selbstbewusstsein, weil sie auf das verzichten müssen, was ihnen in einem Rudel Schutz und Geborgenheit gibt: eine Führung durch einen Leithund.
Schauen wir uns doch einmal die Gründe dafür an, warum ein bestimmter Hund ein Rudel führt:
weil er in den meisten Situationen souverän und ruhig bleibt
weil er klare, unmissverständliche Signale sendet
weil er Lösungen findet, die eine Situation verbessern
weil er Gefahrensituationen rechtzeitig erkennt.
weil er sinnvolle Entscheidungen trifft
weil er die meisten Entscheidungen durchsetzt
weil er so wenig wie möglich dafür tun muss
Und jetzt betrachten wir einmal was WIR unter Führung verstehen":
Grundgehorsam (»Sitz«/»Platz«/»Bleib«)
Bestechung (Leckerli, Spielzeug) 
Ablenkung (Leckerli, Spielzeug, »Schau«)
Zwang oder auch Gewalt
Wie erziehen wir Hunde?
Wie oft sind wir enttäuscht, wenn unser Hund nicht hört, weil wir meinen. er müsse es schon deshalb tun, weil wir ihn versorgen. Ihm ein zuhause geben und unser Herz schenken. Doch was von dem, was unter Hunden von einem Anführer erwartet wird, können wir selbst ihm bieten?
Wir sagen zum Beispiel »Sitz«, um von einem Hund Respekt einzufordern, ihn auf uns aufmerksam zu machen oder ihn von etwas anderem abzuhalten - nicht aber, weil genau diese Körperhaltung gerade nötig wäre. Sie dient nur als Mittel zum Zweck. Es gibt nicht eine sinnvolle Begründung dafür, warum ein Hund das Kunststück »Sitz« aufführen sollte (eine Ausnahme bilden natürlich Hunde, die eine bestimmte Aufgabe erfüllen wie Blindenhunde, Begleithunde, Therapiehunde usw.), sonst hätte die Natur sicher auch einer Hundemama und einem Leithund diese Vokabel zur Verfügung gestellt. Diese lösen all jene Situationen, die wir mit »Sitz« zu bewältigen versuchen, auf völlig andere Weise.
Für uns scheint es sehr schwer zu sein, dem Hund situativ mitzuteilen, was wir von ihm möchten. Wir hoffen daher, dass wir ein bestimmtes Verhalten über Umwege erreichen. Wenn ein Hund zu weit vorläuft, wird er zurückgerufen.
Ihm wird dadurch jedoch weder mitgeteilt, dass er nicht so weit vorlaufen, noch, dass er auch nach seinem Kommen im engeren Radius bei uns bleiben soll. Der Hund wurde ja nur gerufen, nicht gestoppt. Er wird also nach seinem Kommen wieder vorlaufen und somit aus seiner Sicht alles richtig machen.
Das Training mit einem leinenaggressiven Hund sieht häufig so aus, dass mithilfe einer Konditionierung wie »Fuß« oder »Schau“ einem hingehaltenen Leckerchen oder einem Halti versucht wird, von einer aggressiven Reaktion auf einen anderen Hund abzulenken. Es werden auch Rappeldosen, kleine Schellen oder Wurfketten verwendet, um das Verhalten des Hundes durch Erschrecken zu unterbrechen.
Durch keine der oben genannten Methoden wird der Hund darüber informiert, dass auch der nächste vorbeilaufende Hund in Ruhe gelassen werden soll, weil der Halter keine Einmischung in seine Führung wünscht.

 

Das menschliche Eingreifen und das Eingreifen eines souveränen Hundes unterscheiden sich dadurch, dass wir ”Lotto spielen« und auf Ablenkung, Kunststücke oder Abschreckung setzen, während der Leithund seine Entscheidung in einer bestimmten Situation einfach durchsetzt. In den meisten Fällen verwendet er dafür ein Abbruchsignal.
Abbruchsignale sind inzwischen relativ bekannt und werden von vielen Trainern und Hundehaltern angewandt. Leider wird jedoch dabei sowohl in der Fachwelt als auch unter Laien fast alles, was ein unerwünschtes Verhalten des Hundes unterbrechen soll, als Abbruchsignal bezeichnet.
Im Verhalten des Menschen sind das zum Beispiel Schimpfen, Schreien, mit einer mit Nägeln gefüllten Dose rappeln, mit Wasser spritzen, Wurfscheiben oder Wurfketten werfen, ein konditioniertes Abbruchsignal wie »Schluss« verwenden, nachdem der Hund zuvor erschreckt wurde, usw.
Aufseiten des Hundes werden von uns so verschiedene Verhaltensweisen wie mit den Augen fixieren, knurren, Nase rümpfen, Scheinattacken, Kopf vorstoßen oder auflegen, anrempeln oder Pfote auflegen zu diesem einen Begriff »Abbruchsignale<< zusammengefasst.
Wie erziehen souveräne Hunde?
Zuerst senden sie Abbruchsignale, das heißt die Warnung an einen anderen Hund, dass eine Handlung nicht erwünscht ist. Dazu gehören zum Beispiel:
mit den Augen fixieren
knurren und bellen
Nase rümpfen
Lefze heben 
sich in den Weg stellen
Erst wenn diese Warnung nicht beachtet wurde, folgen Abbruchhandlungen, das heißt, die unerwünschte Handlung des anderen Hundes wird aktiv unterbrochen. Dazu gehören zum Beispiel: 
Rempler 
Bewegungseinschränkung (dem anderen Raum abnehmen oder einen Raum bestimmen, in dem er bleiben soll)
Abschnapper (kurzer Biss ohne den Einsatz der Zähne)
Zuschnapper (Biss mit etwas Einsatz der Zähne)
Im nächsten Blog erfährst Du wie Du Dir diese Maßnahmen zunutze machen kannst!